Ioannis Moraitis: „In Berlin entstehen jährlich 500 neue Dachwohnungen – aber es könnten wesentlich mehr sein.“ 

Ioannis Moraitis: „In Berlin entstehen jährlich 500 neue Dachwohnungen – aber es könnten wesentlich mehr sein.“ 

Von Ioannis Moraitis

Laut einer Erhebung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung könnten in Gründerzeit-Gebäuden und Gebäuden aus den 20er und 30er Jahren rund 52.000 neue Wohnungen durch Dachgeschossausbau oder Aufstockung geschaffen werden. Doch obwohl dies eine vergleichsweise kostengünstige Form der innerstädtischen Nachverdichtung ist, werden die Potenziale bei weitem nicht ausgeschöpft.

 

Dabei ist ein Dachgeschossausbau aus baulicher Sicht vergleichsweise einfach zu realisieren, wenn der Raum wenigstens 2,30 Meter hoch ist. Die Steigleitungen für Wasser, Strom, Heizung und eventuell Gas haben in der Regel eine ausreichende Kapazität und können in der Regel verlängert werden. Aufgrund der vielen Außenflächen ist der Kälte- und Wärmeschutz allerdings aufwändig.

Ioannis Moraitis: „Überregulierung verhindert die Schaffung von 45.000 Wohnungen.“

Was den Dachausbau verteuert und dafür sorgt, dass so wenig Dächer ausgebaut werden, sind die hohen Auflagen: So verlangen die Vorschriften, dass es für Dachgeschosswohnungen neben dem normalen Treppenhaus einen zweiten Rettungsweg gibt. Dieser muss nicht gebaut werden. Es reicht, wenn die Rettung über eine Drehleiter der Feuerwehr möglich ist. Dafür müssen aber oftmals Bäume vor dem Haus gefällt oder zurückgeschnitten werden. Laut einem Rundschreiben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sollen Straßenbäume „grundsätzlich“ nicht mehr zurückgeschnitten oder gefällt werden, um den zweiten Rettungsweg über die Feuerwehr zu ermöglichen. Stattdessen sollen die zweiten Rettungswege tatsächlich gebaut werden. Laut Angaben der Architektenkammer würde das Zusatzkosten von 100.000 Euro verursachen. Als Alternative wäre es auch möglich, ein vorhandenes Treppenhaus zum Sicherheitstreppenhaus auszubauen. Dieses müsste über selbstschließende Türen und eine Entrauchungsanlage verfügen. In Altbauten ist so ein Umbau aber nicht immer möglich. Die neue Vorschrift macht den Dachausbau so kostenintensiv, dass er sich wirtschaftlich nicht mehr rechnet. Somit werden rund 45.000 dringend benötigte Wohnungen aufgrund von Überregulierung nicht gebaut.