Ioannis Moraitis: „Eigentum ist der beste Milieuschutz.“

Ioannis Moraitis über Eigentum als Milieuschutz

Von Ioannis Moraitis

In den letzten Jahren kannten die Berliner Mietpreise nur eine Richtung: nach oben. In einigen Stadtteilen sind die Mieten sogar schneller gestiegen als die Kaufpreise. Die vom Berliner Senat eingeleiteten Gegenmaßnahmen wie der Milieuschutz, die Mietpreisbremse und das Vorkaufsrecht haben sich als stumpfes Schwert herausgestellt.

Viele Berliner stellen sich die Frage, ob sie sich durch einen Wohnungskauf vor der sich immer schneller drehenden Mietpreisspirale schützen sollten. Denn Berlin ist eine Mieterstadt. Nur 15 Prozent der Berliner wohnen in einer Eigentumswohnung – so wenig wie in keiner anderen deutschen Stadt. Um den Eigentumserwerb zu erleichtern, plant die neue Bundesregierung ein sogenanntes Baukindergeld. Pro Kind der Staat einen jährlichen Zuschuss von 1.200 Euro über eine Laufzeit von insgesamt zehn Jahren zahlen. Parallel dazu ist laut Koalitionsvertrag ein Bürgschaftsprogramm der KfW geplant, mit dem ein Anteil der Baukosten beziehungsweise des Kaufpreises von selbstgenutztem Wohneigentum abgesichert werden soll. Dadurch müssten künftige Bauherren weniger Eigenkapital aufbringen. Der Zentrale Immobilien Ausschuss hält die Absicht der Koalitionäre, jüngere Käufergruppen den Weg in das Wohneigentum zu erleichtern für richtig und wichtig, sieht aber Verbesserungsbedarf: Das Baukindergeld setze an den Kaufpreisen an. Viel wichtiger seien aber die Kaufnebenkosten, die aktuell der größte Stolperstein beim Immobilienkauf darstellen.

Ioannis Moraitis: „Berlin ist immer noch ein preiswertes Pflaster.“

Trotz der enormen Miet- und Kaufpreissteigerungen in den letzten Jahren ist Berlin im Vergleich zu anderen Metropolen immer noch ein preiswertes Pflaster. Und deshalb für Investoren aus dem In- und Ausland attraktiv. Selbst wenn man mittlerweile rund 3.800 Euro pro Quadratmeter für eine Berliner Eigentumswohnung ausgeben muss, im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen wie London, Paris oder Zürich sind die Preise für Eigentumswohnungen noch immer günstig. So muss man beispielsweise in den Schweizer Metropolen Genf und Zürich umgerechnet über 10.000 Euro pro Quadratmeter für Wohneigentum berappen. Zwar sind solche Mondpreise für Berlin wenig realistisch, sie zeigen jedoch, dass im Vergleich zu anderen europäischen Städten durchaus noch Luft nach oben besteht.

 

Ioannis Moraitis: „In Berlin entstehen jährlich 500 neue Dachwohnungen – aber es könnten wesentlich mehr sein.“ 

Ioannis Moraitis über den Dachausbau von Berliner Wohnungen

Ioannis Moraitis: „In Berlin entstehen jährlich 500 neue Dachwohnungen – aber es könnten wesentlich mehr sein.“ 

Von Ioannis Moraitis

Laut einer Erhebung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung könnten in Gründerzeit-Gebäuden und Gebäuden aus den 20er und 30er Jahren rund 52.000 neue Wohnungen durch Dachgeschossausbau oder Aufstockung geschaffen werden. Doch obwohl dies eine vergleichsweise kostengünstige Form der innerstädtischen Nachverdichtung ist, werden die Potenziale bei weitem nicht ausgeschöpft.

 

Dabei ist ein Dachgeschossausbau aus baulicher Sicht vergleichsweise einfach zu realisieren, wenn der Raum wenigstens 2,30 Meter hoch ist. Die Steigleitungen für Wasser, Strom, Heizung und eventuell Gas haben in der Regel eine ausreichende Kapazität und können in der Regel verlängert werden. Aufgrund der vielen Außenflächen ist der Kälte- und Wärmeschutz allerdings aufwändig.

Ioannis Moraitis: „Überregulierung verhindert die Schaffung von 45.000 Wohnungen.“

Was den Dachausbau verteuert und dafür sorgt, dass so wenig Dächer ausgebaut werden, sind die hohen Auflagen: So verlangen die Vorschriften, dass es für Dachgeschosswohnungen neben dem normalen Treppenhaus einen zweiten Rettungsweg gibt. Dieser muss nicht gebaut werden. Es reicht, wenn die Rettung über eine Drehleiter der Feuerwehr möglich ist. Dafür müssen aber oftmals Bäume vor dem Haus gefällt oder zurückgeschnitten werden. Laut einem Rundschreiben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sollen Straßenbäume „grundsätzlich“ nicht mehr zurückgeschnitten oder gefällt werden, um den zweiten Rettungsweg über die Feuerwehr zu ermöglichen. Stattdessen sollen die zweiten Rettungswege tatsächlich gebaut werden. Laut Angaben der Architektenkammer würde das Zusatzkosten von 100.000 Euro verursachen. Als Alternative wäre es auch möglich, ein vorhandenes Treppenhaus zum Sicherheitstreppenhaus auszubauen. Dieses müsste über selbstschließende Türen und eine Entrauchungsanlage verfügen. In Altbauten ist so ein Umbau aber nicht immer möglich. Die neue Vorschrift macht den Dachausbau so kostenintensiv, dass er sich wirtschaftlich nicht mehr rechnet. Somit werden rund 45.000 dringend benötigte Wohnungen aufgrund von Überregulierung nicht gebaut.